DENKEN

Glaubt man den Philosophen, dann denken wir Menschen nur höchst selten.
Ihrer Meinung nach fangen wir erst dann an zu denken, wenn wir Schlüsse ziehen, Entscheidungen treffen oder Behauptungen aufstellen. Wir Alltagsmenschen sind dagegen der Ansicht, dass wir unentwegt denken. Denke ich an meinen letzten Urlaub, kommen mir Erinnerungen, Bilder tauchen auf und mir fällt ein, dass ich schon längst den Winterurlaub buchen wollte. Und ich stelle mir vor, ich befände mich schon im nächsten Urlaubsort und fange an, genießerisch zu seufzen.
Unserer Meinung nach denken wir also auch, wenn wir uns erinnern, Bilder entstehen lassen, uns in Situationen versetzen, assoziative Verknüpfungen vornehmen, planen und uns der Phantasie hingeben.

Wieso fassen wir diese völlig unterschiedlichen Tätigkeiten unter  Denken  zusammen? Was ist deren Gemeinsamkeit?
Denkerisch kommt man nie darauf, sondern nur mundologisch: Sobald wir denken, berührt die Zunge die Zähne. Wir können nicht denken, ohne dass die Zunge die Zähne berührt.

Machen Sie dazu folgende Übung:
Lassen Sie Ihren Unterkiefer nach unten fallen, bis die Zunge frei im Mund raum schwebt. Mein Opa hätte es – politisch nicht korrekt – so ausgedrückt: bis du aussiehst wie ein Depp. Versuchen Sie jetzt mal zu denken (es kann eine Mathematikaufgabe sein, oder es genügt, wenn Sie nur daran denken, was Sie heute noch alles einkaufen müssen). Ihre Zunge strebt nach Zahnkontakt und Ihr Unterkiefer danach, sich mit dem Oberkiefer zu vereinen.

Sobald wir denken, berührt die Zunge nicht an einer beliebigen Stelle die Zähne, sondern sie nimmt bei jedem Gedanken stets eine ganz bestimmte Stellung ein. Denke ich an etwas  Konkretes  wie das Brötchen, das ich nachher essen werde, berührt die Zunge die Zähne des Unterkiefers. Denke ich etwas Allgemeines  wie z.B. darüber nach, was Denken ist, berührt si die Zähene des Oberkiefers. Und schwelge ich in bildhaften Erinnerungen, schiebt sich die Zunge zwischen die Zähne.

Durch die Mundologie lernt man die Einstellungen kennen, die bei jedem Denkakt eingenommen werden. Um mathematisch denken zu können, müssen die Lippen geschlossen sein, die Zähne aufeinander liegen, die Zunge muss sich im Oberkiefer befinden und nach oben gewölbt sein.
Ändern Sie einen dieser Faktoren und versuchen Sie, eine mathematische Aufgabe zu lösen. Es geht nicht. Sitzt mir also jemand beim Mathematikunterricht mit offenem Mund gegenüber, dann weiß ich zumindest eins: Er denkt an alles Mögliche, aber nichts Mathematisches.

Kennt man die Einstellungen, die für eine bestimmte Denkart notwendig sind, kann man mithilfe der Mundologie schnell und präzise herausfinden, in welchen Punkten jemand davon abweicht und zu welchen Einstellungen eine Person gelangen muss, um z.B. mathematisch denken zu können.

Wenn Sie also Ihr Denkvermögen erweitern wollen, dann ist die Mundologie dafür eine gute Adresse.