SPÜREN

Es ist schon etwas eigenartig, dass sich so viele Wissenschaftler eingehend mit dem Menschen beschäftigen, sie aber nicht erkannt haben, dass der Mundraum die Steuerzentrale für unser Denken und Fühlen ist. Diese Forschungslücke ist umso bedauerlicher, als mittels der Mundologie so viel Neues und Wichtiges über den Menschen entdeckt und erkannt werden kann.

Der Hauptgrund für diesen blinden Fleck der Forschung sind die wissenschaftlichen Methoden, auf denen sie beruht. Vereinfacht ausgedrückt sind es zwei Methoden, die allen Forschungen zugrunde liegen: beobachten (es existiert nur, was wir sehen können) und denken, also das Beobachtete klassifizieren, Zusammenhänge herstellen, Gesetzmäßigkeiten entdecken usw.
Zu mundologischen Erkenntnissen gelangt man aber nur mittels höchst „anrüchiger“ Methoden. Eine davon ist das Spüren. Nun steht Spüren nicht gerade im Ruf, eine zuverlässige wissenschaftliche Methode zu sein. Spüren gilt als etwas höchst Subjektives. Es wird mehr dem Ahnen zugerechnet. Auf keinen Fall wird es als eine exakte Methode angesehen, mit der sich wissenschaftlich überprüfbare Ergebnisse erzielen lassen.

Ich möchte Ihnen anhand einiger Eigenschaften des Spürens zeigen, was für eine komplexe Fähigkeit das Spüren ist und wie man sie einsetzen kann, um neue Erkenntnisse zu gewinnen.

1. Um etwas zu spüren, muss sich etwas bewegen.
Wenn Sie Ihre Hand spüren wollen, fangen Sie an, sie zu bewegen. Damit Sie Ihren Bauch spüren können, bewegen Sie diesen ebenfalls. Ob Ihre Zunge die Zähne oder das Zahnfleisch berührt, spüren Sie nur,
wenn Sie Ihre Aufmerksamkeit an der Zunge entlang wandern lassen. Sobald Sie Ihre Aufmerksamkeit fest auf eine Stelle richten, entfernt sich die Zunge von den Zähnen bzw. dem Zahnfleisch, und Sie spüren
nichts mehr.

2. Damit man etwas spürt, benötigt man Unterschiede.
Viele Menschen sind extrem verspannt, spüren aber nichts davon. Damit Sie die Verspannungen in Ihrem Rücken spüren können, benötigen Sie Unterschiede: Lassen Sie zu, dass sich Ihr Rücken dehnt. Spüren Sie, wo er sich einfach dehnt und an welchen Stellen nur schwer bzw. gar nicht (Unterschied: Bewegung – keine Bewegung).
Wenn Sie spüren wollen, ob Ihre Zunge nach oben oder unten gewölbt ist, genügt es nicht, Ihre Aufmerksamkeit auf die Zunge zu richten. Man spürt so nicht deren Lage. Wenn man aber seine Zunge ein paar Mal langsam nach oben und nach unten bewegt, weiß man anschließend genau, ob sie nach oben oder nach unten gewölbt ist (Unterschied: oben – unten).

3. Spürkriterien
Manche Menschen sind wahre Meister des Spürens. Sei brauchen nur kurz an einem Stoff zu reiben und spüren sofort, um was für ein Material es sich handelt. Sie spüren die Unterschiede zwischen den einzelnen Stoffen und können dieses unterschiedliche Spürmuster genau bestimmten Materialien zuordnen. Es gibt Menschen, die haben ein genaues Gespür dafür, wie sie vorzugehen haben, um zu jemandem einen guten Kontakt herzustellen. Was sind deren Spürkriterien?
Ein tolles Spürorgan für Beziehungen ist unsere Zunge. Sobald ich eine Verbindung zu jemandem herstelle, schiebt sich die Zunge zwischen die Frontzähne. Möchte ich nichts mit der Person zu tun haben, zieht sie sich zurück.
Habe ich eine Verbindung und breitet sich die Zunge aus, weiß ich, dass wir guten Kontakt zueinander haben. Zieht sie sich zusammen, ist unser Kontakt negativ.

Die meisten Spürmeister wissen nicht, welche Spürkriterien sie verwenden. Man verbucht dieses Wissen unter Intuition. Mithilfe der Mundologie lässt sich dieses intuitive Wissen erfassen. Dadurch ist es möglich, dass jeder dieses Wissen nutzen und durch Übung und Verfeinerung zum Meister werden kann.